Coaching für Sieger

  • Hans M. Verheijke

Hans M. Verheijke

Gründer & Chairman
Business Performance Academy

Der Gründer und Chairman der Business Performance Academy blickt auf eine mehr als 35-jährige internationale Karriere als Führungskraft zurück.

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Artikel von Hans M. Verheijke,
Gründer und Chairman der Business Performance Academy

Was macht einen Champion aus? Zum einen sind es Motivation und Energie, zum anderen die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten – doch dies allein garantiert keine Erfolge. Es ist vielmehr das Verhalten, das die Ergebnisse von Sportlern oder Managern beeinflusst – und nicht deren Persönlichkeit.
Im Sport verhält es sich ähnlich wie im Management: Oft sind es nur Sekundenbruchteile, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Manchem Manager gelingt es, sein Unternehmen auf hohem Niveau zu entwickeln, während ein anderer bei dieser Aufgabe völlig versagt. Dabei haben sowohl Sportler als auch Manager meist das gleiche Training bzw. die gleiche Ausbildung absolviert.

Vielleicht ist es eine unterschiedlich ausgeprägte Begabung, die eine Top-Performance bestimmt? Zwar erfordert jeder Beruf und jede Sportart eine gewisse Basis an Talent, und für die meisten Sportarten erweist sich auch ein bestimmter Körperbau als Vorteil. Doch es bedarf weitaus mehr, um ein Sieger zu werden: Es ist die Passion, das innere Feuer, der Glaube an sich selbst und den Sieg. Jeder Sportler und jeder Manager sollte wissen, wie er das Feuer seiner Leidenschaft entfachen kann. Das ist die Quelle seiner Motivation. Sie liegt oft tief verborgen, und viele Menschen entdecken sie erst nach errungenem Erfolg. Die Motivation kann sich auch verändern – ebenso wie Menschen sich im Laufe ihres Lebens verändern - häufig ohne es bewusst wahrzunehmen. Die Entwicklung eines Menschen verläuft nicht linear; manch einer wird sich seiner Entwicklung erst bewusst, nachdem der Prozess schon längst begonnen hat.

Gutes Coaching ist mehr als Begleitung
Mit Unterstützung eines Coachs können Sportler und Manager entdecken, wie sie das Beste aus sich herausholen. Der Manager, der einen Mitarbeiter dazu bewegen kann, über seinen eigenen Schatten zu springen, oder der Coach, der sein Sportlerteam dahin entwickelt, den bestehenden Rekord zu brechen, muss mehr als nur begleiten. Er muss dabei helfen, die enorme mentale Kraft zu entwickeln, die den Mitarbeiter bzw. den Sportler an die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit bringt und zu Höchstleistungen führt. Hierin liegt die große Verantwortung für den Coach und den Manager.

Welche Kompetenzen und Methoden muss ein Coach besitzen und anwenden, um diese tief liegende Motivation entwickeln zu können? Und welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Sport-Coach und Manager-Coach? Wichtig ist vor allem eines: Der Manager muss mehr coachen und der Coach muss mehr managen.
Leider gibt es bislang nur wenig wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie sich Business-Techniken auf sportliche Leistungen auswirken und wie Sport-Coaching Management-Fertigkeiten verbessern kann (Einen Ansatz bietet Helen Peters in „Peer coaching for executives”, 1996).

Fest steht: Ein guter Coach vermag einen Top-Sportler oder einen Top-Manager so zu motivieren, dass dieser auch das Risiko eingeht, zu verlieren.
Was gilt es eigentlich zu coachen? Die Antwort lautet: das Verhalten des Sportlers und das Verhalten des Managers. Denn nur eine Veränderung des Verhaltens führt zu einer hohen Performance. Der Coach muss Verhalten erkennen, messen und steuern. Auch Robert Kaplan und David Norton beschreiben diesen Zusammenhang: „Man kann nicht managen, was man nicht messen kann. Man kann nicht messen, was man nicht beschreiben kann.” Ein Team funktioniert anders, wenn seine einzelnen Mitglieder anders funktionieren – dabei müssen weder die Struktur noch die Ziele geändert werden.

Erfolgsfaktor Verhaltensänderung
Viele glauben, dass Verhalten hauptsächlich durch die Persönlichkeit bestimmt wird und deshalb nur schwierig oder gar nicht veränderbar sei. Mit diesem Vorurteil räumt Robin Stuart-Kotze in seinem Buch „Performance“ (2006, Pearson Education Benelux) auf:
„Die vertrauenswürdigste Untersuchung zwischen der Verbindung der Persönlichkeit und des Verhaltens ist die von Professor Walter Mischel von der Stanford University, die die Zuordnung zwischen Persönlichkeitstests und tatsächlichem Verhalten von Menschen untersucht. Er kam zu der Schlussfolgerung, dass weniger als zehn Prozent der Varianten im Verhalten erklärt werden können durch die Persönlichkeit. Er stellte fest, dass die treibende Kraft hinter menschlichem Verhalten durch die Situation geformt wird, in der man sich befindet – und, wichtiger noch, dass sich das Verhalten verändert, wenn sich die Situation verändert”.

Das Bindeglied zwischen innerem Antrieb und Performance ist das (täglich) sich ändernde Verhalten. Dann die Situation, in der man sich befindet, und zuletzt das Bild, das man sich von der Situation macht. Oder kurz gesagt: Unsere Vorstellung (Mind-set) ist mit unserer Performance linear verbunden. Der „Brennstoff“ unserer Vorstellungen sind unsere inneren Antriebskräfte, der Motor ist das Verhalten. Parameter wie Erziehung, Milieu, Kultur, Persönlichkeit beeinflussen natürlich auch unser Verhalten, doch in weitaus geringerem Maße, als bisher angenommen wurde.
Die Performance lässt sich mithilfe des Mind-set-Multiplikators berechnen:
Mind-set (Passion) x (Persönlichkeit+Wissen+Fähigkeiten) x Umgebung x Verhalten = Performance

Demnach ist Coaching sowohl im Business als auch im Sport eine hochindividuelle Arbeit. Im Zentrum stehen die Person, ihre Talente, Ambitionen und Zukunftserwartungen. Diese zentralen Aspekte sollten auch in den Evaluationsgesprächen vieler Unternehmen stärker berücksichtigt werden. Immer wieder äußern Mitarbeiter die Kritik, dass hier das „Aburteilen“ zu sehr in den Mittelpunkt rückt.

Fakt ist: Um Champions küren zu können, muss sich in den Unternehmen in Hinblick auf Coaching noch viel tun. Auch für den Sport trifft dies zu; die Mehrzahl der Sport-Coaches agiert auf der Basis einer eher inhaltlichen, technischen und auf eigener Erfahrung beruhenden Entwicklung.
Eine Ausbildung als klassischer Coach ist eher selten.
Coaching muss deshalb zukunftsorientiert und positiv provokativ sein, um bei Managern und Sportlern Talente zu entwickeln.